oder warum kann man Windräder eigentlich hassen?
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit Energieerzeugung und beobachte fasziniert, welche tollen alternativen Methoden es gibt und wie die Entwicklung immer schneller und besser wird.
Gleichzeitig lese und höre ich immer wieder Argumente dagegen – oft mit viel Wut und Hass vorgetragen. Da frage ich mich, was die Motive von Windkraftgegnern sind.
Hier eine Liste von Motiven, die mir immer wieder begegnen.
In meiner subjektiven Reihenfolge von ‚kann ich verstehen und nachvollziehen‘ bis ‚macht mich fassungslos‘!
Sorge um die Natur
Die Sorge um die Natur kommt in vielen Varianten vor (Veränderung des Landschaftsbildes, Flächenverbrauch, Tierschutz, usw.)
Die Sorge können wir nicht vollständig entkräften, denn Windräder sind ein Eingriff in die Natur und eine Folge von unserem Lebensstil:
ohne Energie will heute niemand leben.
Das Argumente für Windkraft lauten hier: Der Aufwand lohnt sich und mit guten Verfahren, sauberer Planung und Berücksichtigung von schützenswerter Natur passiert nichts Schlimmes!
Wirtschaftliche Interessen
Manchmal können wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen, wenn Windparks mit anderen Wirtschaftszweigen konkurrieren wie z. B. Tourismus oder Landwirtschaft.
Auch die fossile Energiewirtschaft hat ein Interesse daran, den Ausbau erneuerbarer Energien zu bremsen.
Für die erste Gruppe gilt das gleiche wie zuvor: ein demokratisches Verfahren führt zu einem guten Ausgleich der Interessen.
Für die zweite Gruppe hält sich mein Mitleid in sehr engen Grenzen - sie haben lange genug auf Kosten von uns und der Umwelt Geld verdient.
Sorge um die Gesundheit
Die Gefahr von Windrädern taucht immer wieder auf. Vom Infraschall über Schattenwurf bis hin zu den herabstürzenden Flügeln. Es sind Windkraftgegner, die nicht von hier sind, die die Sorge vor den angeblichen Gefahren nach Art und Umfang sehr dramatisch beschreiben – Beweise dafür bleiben aus.
Menschen, die Anlagen in der Nachbarschaft haben, sind erstaunlich gesund. Es gibt im Norden Deutschlands sehr viele Windräder und trotzdem ist nicht bekannt, dass hier Dutzende von Menschen erkranken und umkommen.
Dazu ein aktuelles Zitat von einem Rei'gschmeckten Friesen in einem Leserbrief im Gäuboten: "Dabei habe ich nicht den Eindruck, dass die Schleswig-Holsteiner ein sehr unglückliches Volk sind, obwohl fast jeder eine Windkraftanlage in seinem Umkreis sieht"
Das NIMBY-Syndrom: Not in my Backyard – Nicht bei mir!
Selbst Menschen die grundsätzlich für erneuerbare Energien sind, möchten aber keine Windräder in ihrer Umgebung.
Das ist eine sehr egoistische Haltung, denn wir alle profitieren davon und es ist nicht fair, alle Nachteile der Energieerzeugung anderen zuzuschieben.
Politische Motive
Einige Windkraftgegner lehnen die Energiewende grundsätzlich ab, weil sie von den falschen Leuten propagiert wird. Gepaart mit Unzufriedenheit und Misstrauen gegenüber politischen Entscheidungsträgern, wird daraus die Liebe zu traditionelle Energiequellen.
Da wird ein technisches Thema (Energieerzeugung und Verteilung) zu einem politischen gemacht.
Es ist nicht glaubwürdig, dass ein Windpark das Problem ist!
Vielmehr geht es hier darum, das Thema für einen anderen Zweck zu instrumentalisieren.
Angst und Unsicherheit
Angeblich sind sehr viele Menschen ängstlich, unsicher und scheuen die Veränderung.
Das erleben wir aber nicht: Windkraftgegner treten sehr resolut auf und sind in ihrer Haltung kein bischen unsicher.
Lediglich die Scheu vor Veränderung ist vorhanden. Nur geht es da um eine verklärte Vergangenheit, die es nie gab.
Falsche Propheten und Besserwisser
Noch nie hatte Deutschland soviele Energieexperten wie heute.
Bisher war Energieerzeugung und Verteilung war ein technisches Thema für Ingenieure, die Beschaffung der fossilen Rohstoffe ein Thema für Spezialisten.
Plötzlich finden wir zu jedem noch so speziellen Bereich der Energiewirtschaft Experten; die könnten wir gut brauchen, wenn sie mitarbeiten.
Aber diese Experten machen Blogs, Podcasts und Videos …
Diese Experten (gerne auch mit Professoren-Titel) kennen oft die exotischsten Energieerzeugungsarten:
Atomkraft (auch als Small Modular Reactor) ist noch das gängigste Heilsversprechen: aber sie ist nicht da, ist zu teuer und keiner will sie bauen!
Die Kernfusion ist noch in der Grundlagenforschung. Und selbst wenn sie irgendwann einmal funktioniert, ist es nur ein gigantischer Wasserkocher. Vergleiche das mit Windkraft!
Zusammenfassung
Die Motive von Windkraftgegnern sind komplex und vielfältig. Es ist wichtig, die verschiedenen Faktoren zu berücksichtigen, um eine differenzierte Sichtweise zu gewinnen.
Die Macht der Emotionen und die Psychologie
Ein unterschätzter Effekt ist auch immer die Gruppenzugehörigkeit und die positiven Emotionen, die sich daraus ergeben.
- Zuerst wird ein gutes Gefühl in der Gruppe aufgebaut – das geht am einfachsten mit einem Gegner, auf den sich alle einigen können.
- Dann werden die Gefahren durch diesen Gegner und seine Größe übertrieben
- Um schließlich zum Kampf gegen diesen Gegner aufzurufen
- und dann gibt es das wohlige Gefühl, vom Kampf David gegen Goliath.
Da kann ich nur appellieren daran, genau zu schauen, wer da die Gruppe bildet und wer noch mitmacht. Denn ohne richtige Argumente ist es nur Glaube.
Glaube versus Meinung
Selbstverständlich haben wir die Freiheit zu Glauben und Meinen, was uns beliebt. Entscheidend ist aber dabei, wie unser Gegenüber damit umgeht.
Es gibt oft die Tendenz, Behauptungen ohne Evidenz aufzustellen, und dann die Anerkennung im Rahmen der Meinungsfreiheit zu verlangen.
- Der Glauben folgt Überzeugungen, Werten und Erfahrungen und ist eine sehr persönliche Freiheit
- wenn jemand glaubt, die Ätherenergie kann uns bald retten, kann er/sie das gerne mit Gleichgesinnten glauben
- Für die Entscheidung zur Windenergie ist aber Glauben nicht relevant und es gibt keinen Anspruch darauf, dass dieser Glaube geteilt wird.
- Eine Meinung basiert dagegen auf Fakten; sie folgt aus der subjektiven Abwägung dieser Fakten und die kann durchaus verschieden ausfallen.
- Der Anspruch der Meinungsfreiheit bedingt aber die nachvollziehbare Interpretation der Fakten
- Über die Interpretation von Fakten kann man streiten und auch die eigene Meinung ändern.
- Ohne Fakten ist eine Meinung aber nicht mehr als ein Glaube und damit nur persönlich relevant!
Glaubst Du nur, Windkraft ist schlecht? Dann mache Dir die Mühe, finde Argumente und Fakten und bilde Dir eine Meinung!
Bist Du der Meinung, Windkraft schadet nur? Dann gerne her damit und lass uns einen Kommentar!
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